Die Elektromobilität ist CO2-neutral, emissionsfrei, klimaneutral, unsere Zukunftsmobilität – alles falsch – zumindest nach aktuellen, heutigen Berechnungen und insbesondere in Deutschland. Bedauerlicherweise werden solche Aussagen nicht nur forciert, die europäischen und deutschen Politiker handeln leider auf Basis solcher falschen „Fakten“.
reFuels (Renewable Energy Fuels) sind Kraftstoffe, die auf der Grundlage von erneuerbaren Energien hergestellt werden. Hierzu zählen u.a. Grünstrom basierte Kraftstoffe (E-Fuels), HVO-Kraftstoffe, Bio-Kraftstoffe etc.. Einige von diesen Kraftstoffen binden bei der Herstellung genauso viel Kohlenstoffdioxide aus der Umwelt, wie nachher beim Verbrauch wieder emittiert werden. Diese Kraftstoffe gelten als CO2-neutral, nicht jedoch klimaneutral. Denn bei der Verbrennung von diesen Kraftstoffen werden nach wie vor u.a. Stickoxide ausgestoßen, wenn auch in deutlich geringeren Mengen gegenüber dem fossilen Kraftstoff.
Die EU-Politik regelt mit den Flottengrenzwerten für Autobauer die Modellpolitik der Autobauer. Elektroautos werden mit Null Emissionen berechnet. Fossile Verbrenner und alle CO2-neutralen Alternativen werden mit hohen Emissionen berechnet. Diese Gesetzgebung ist ideologiegetrieben. Auch Elektroautos erzeugen hohe Emissionen. Man rechnet halt etwas anders und schon passt es, mit der elektrogetriebenen Mobilitätswende. Nur der Klimaschutz bleibt dabei auf der Strecke. Aber das scheint ja nur wenige Akteure zu interessieren. Wir werden 2022 weltweit die höchsten je dagewesenen CO2-Emissionen ausstoßen.
Die Elektroauto-Lobby fürchtet, dass Klima-Kraftstoffe zu einer ernst zu nehmenden Alternative zu den teuren Elektroautos werden können und kämpft mit aller Macht gegen deren Freigabe. Nicht berücksichtigt wird dabei, dass der Ausstieg aus der Atomenergie und die Wiederbelebung der Kohlekraftwerke den deutschen Strommix in den nächsten Jahren noch dreckiger macht. In Deutschland stößt ein Elektroauto derzeitig und auch zukünftig mehr Emissionen aus, als ein Verbrenner mit 100 % Klima-Kraftstoff (der allerdings in Deutschland an öffentlichen Tankstellen verboten ist). Die seit Jahren zu beobachtende wachsende Lenkung der Gesellschaft durch den Staat wird an dieser Stelle durch die Aushebelung der freien Marktwirtschaft deutlich sichtbar. Dabei lehrt uns die Geschichte doch, dass der Staat als Unternehmer nicht besonders erfolgreich ist.
So manchem Politiker dämmert inzwischen, dass das ausschließliche Setzen auf ein Pferd problematisch sein könnte. Auch namhafte Politiker wie der EU-Kommissar Thierry Breton stellte kürzlich das Verbrenner-Verbot ab 2035 in Frage. Grund dafür sind unter anderem die fehlende Ladeinfrastruktur für E-Autos sowie die knappen Rohstoffe, die für die Batterieherstellung benötigt werden.
Aral wird demnächst an zwei Tankstellen in Deutschland (Berlin und Düsseldorf) einen neuen Kraftstoff (Benzin und Diesel) anbieten, der 25 % weniger CO2 ausstößt als herkömmliche Verbrenner. Ein erster zaghafter Anfang. In Bayern (Schrobenhausen) können Klimaschützer bereits jetzt mit Tankkarte einen 100 % HVO-Biodiesel tanken und 90 % Emissionen einsparen. 2,27 € kostet aktuell der Liter Biodiesel im Süden und ist für ernsthafte Klimaschützer eine sehr gute Alternative zum fossilen Kraftstoff. Im Norden Deutschlands wird die Lühmann Gruppe im ersten Quartal 2023 einen 30 % reduzierten HVO-Dieselkraftstoff (DIN EN 590) in Hoya anbieten und Mitglieder können im Flottenverbund sogar einen 100 % HVO-Dieselkraftstoff tanken (DIN EN 15940), der die Emissionen um 90 % senkt. Weitere Tankmöglichkeiten der Classic-Tankstellen werden sukzessive folgen. Andere europäische Länder sind bereits deutlich weiter.
Schweden hat bereits heute nicht nur eine Handvoll Tankstellen, sondern landesweit Ein-Drittel CO2-Reduzierung beim Diesel erreicht und plant bis 2030 ein landesweites Angebot mit einer Reduzierung um 66 %.
Millionen von Verbrennungsfahrzeugen werden vermutlich noch etliche Jahrzehnte mit fossilen Kraftstoffen fahren – in Europa und insbesondere weltweit. Viele dieser Bestandsfahrzeuge könnten mit Klima-Sprit fahren. In der deutschen Politik spielt das Thema Klima-Sprit keine Rolle. Insbesondere die Gleichstellung (Steuern, Förderung der CO-2 neutralen Kraftstoffe etc.) mit der Elektromobilität scheint noch in weiter Ferne zu sein.
Um das 1,5 Grad Ziel (Erhöhung der Erderwärmung) doch noch zu erreichen, müsste Deutschland rechnerisch über die Hälfte der Personenkraftwagen abschaffen und die verbleibende Hälfte müsste mit grünem Strom (wo auch immer der herkommt) elektrisch fahren. Bei dieser Rechnung wird der CO2-Ausstoß, der bei der Produktion der Batterien und der Elektroautos anfällt, nicht berücksichtigt. Da in Deutschland 100 % Klimakraftstoffe nicht erlaubt sind, wird es ohne die Abschaffung von über 20 Millionen Verbrennerfahrzeugen sehr schwer werden mit der Erreichung des rechnerischen deutschen 1,5 Grad Zieles. Hinzu kommt, dass die vielen Millionen Verbrennerfahrzeuge nachweislich auch verschrottet werden müssen und nicht, wie es aktuelle Praxis ist, irgendwo im Ausland verkauft werden und dort weiterfahren (teilweise sogar ohne Katalysator).
Die hohen Sprit- und Energiepreise sowie die hohen Lebenshaltungskosten, gepaart mit einer hohen Inflation, fördern den Weg der Autoabschaffung und den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel. Die Abschaffung der individuellen Mobilität muss bei der aktuellen Gesamtsituation nicht einmal vom Staat kommuniziert werden. Denn eine Regierung, welche die Abschaffung des Autos plant, wird vermutlich auf Widerstand stoßen und würde Millionen von Wählerstimmen ins Wanken bringt. Doch durch die wirtschaftliche Gesamtsituation wird sich dieser schleichende Prozess verstärkt fortsetzen und demnächst können nur noch gut betuchte Bürger sich ein Auto leisten. Die öffentlichen Verkehrsmittel rücken immer stärker in den Vordergrund. Viele Städte bereiten sich bereits hierauf vor und planen Kapazitätserweiterungen. Diese Art der geplanten Mobilitätswende ist ein Teil der gesellschaftlichen Transformation und sicherlich in vielen Bereichen sehr sinnvoll.
Ob es denn so kommt und ob wir die Erderwärmung aufhalten können ist ungewiss und sollte kontinuierlich hinterfragt werden. Wir haben nur noch wenige Jahre Zeit, den CO2-Ausstoß weltweit so stark zu reduzieren, dass eine verheerende Heißzeit abgewendet werden kann. In dieser kurzen Zeit müssen wir alle Techniken fördern und einsetzen – auch Übergangslösungen, die den CO2-Ausstoß deutlich senken. reFuels könnten für einige Jahrzehnte für viele Bereiche Energie zur Verfügung stellen. Das gilt für den PKW/LKW-Bereich, den Flugverkehr, den Schiffsverkehr aber auch für die Erzeugung von Wärme und für die Industrie. CO2-Reduzierung bedeutet eben auch, weg von einer ideologiegetriebenen, faktenausblendenden Politik - hin zu einem faktenbasierten, wissenschaftlichen Handeln. Alle Techniken die CO2 reduzieren helfen dem Klimaschutz!
Im Bereich der Energieherstellung und der Elektromobilität gibt es täglich neue Entwicklungen und fantastische Erfindungen. Die Batterie im Elektroauto wird zukünftig vermutlich durch Solarfolien oder ähnliche Technologien ersetzt. In den Universitätsbereichen gibt es bereits heute automobile Versuchsmodelle, die nur noch eine kleine Stützbatterie benötigen und tausende Kilometer ohne nachladen fahren können. Auch die Batterien werden umweltfreundlicher und schon heute gibt es im Bereich der Stromspeicherung organische Batterien, die Strom im Mega- und Gigawatt-Bereich speichern können, unabhängig von seltenen Materialien und Konfliktrohstoffen sind und sich vollständig recyceln lassen.
Die Elektromobilität ist kein Rohrkrepierer. Sie wird sich weiter entwickeln und die heutigen Nachteile überwinden (Rohstoffknappheit, Batterieherstellung und -entsorgung, Umweltschäden, Kinderarbeit etc.). Die Zukunft der weltweiten Energienutzung und der Mobilität liegen in der Elektrifizierung. Wenn wir die gesamte Sonnenergie einfangen und nutzen, könnten wir den weltweiten Energiebedarf 5000-fach abdecken. Aber auf eine weltweite CO2-neutrale Elektromobilität müssen wir voraussichtlich noch einige Jahrzehnte warten. Diese Übergangszeit sollten wir gemeinsam massiv klimafreundlich ausrichten. Daher benötigen wir alle Technologien, die annähernd CO2-neutral sind bzw. sich kontinuierlich in diese Richtung bewegen. Hierzu gehören u.a. alle CO2-neutralen Kraftstoffe, Wasserstoff, eine Elektrifizierung des Energiebedarfs (mit Grünstrom) und vieles mehr.
Die Zeit zur Vermeidung einer schlimmen Heißzeit ist sehr knapp. Unser Klimaschutzverein CLIMPROACT macht sich stark für die weltweite CO2-Reduzierung – helfen Sie mit.